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16. Juni:
„Das Haus Bey der Stiegen“
1492
Versetzen wir uns in das Salzburg gegen Ende des 15. Jahrhunderts. Die Erde hat aufgehört eine Scheibe zu sein und ist nach Kopernikus eine sich bewegende Kugel geworden. Infolgedessen wird Amerika entdeckt.
Das ist das Umfeld, in dem das Bräuhaus an der Gstätten erstmals am 16. Juni 1492 urkundlich erwähnt wird. Das sogenannte „Prewhaws“ steht inmitten der Salzburger Altstadt am Anton-Neumayr-Platz, dort, wo sich heute das Haus der Natur befindet.
Der Name Stiegl taucht ein wenig später auf. Namensgeber ist eine kleine Stiege neben dem Bräuhaus. Beim „Haus Bey der Stiegen“ holt man das Brauwasser vom Almkanal, der die Stadt mit Frischwasser versorgt.
Der damalige Geschäftsbetrieb ist ein einfacher: Der Brauer braut sein Bier, schlachtet im Haus, beherbergt Fremde und diese trinken und essen ihm seine Erzeugnisse auf. Die Bürgerinnen und Bürger besuchen ihn abends auf einen Trunk im Bräustüberl oder holen sich ihr Bier mit Kannen und Humpen nach Hause.
Um 1650: Stiegl wird zur größten
Brauerei Salzburgs
1650
Jahrhundertelang gibt es in der Stadt Salzburg zwölf private Stadtbrauereien. In Stadt und Land Salzburg sind in dieser Zeit über 100 Brauer damit beschäftigt, Bier herzustellen. Transportprobleme, die geringe Haltbarkeit und die kleinen Sudpfannen sind die Hauptgründe für diese Vielzahl an kleineren Brauereien.
Die Sudpfanne der Stieglbrauerei fasst 17 Eimer, das sind fast 1.000 Liter. Damit lässt der „Pierprew“ 1664 bereits 1.800 Eimer Bier brauen.
Das entspricht ungefähr 100.000 Litern. Für das 17. Jahrhundert ist das eine beachtliche Menge. Stiegl ist somit die leistungsstärkste unter den zwölf Brauereien der Stadt.
Getrunken – oder besser gesagt „gesoffen“ – wird im Übermaß. Raue Mengen an Bier und Branntwein fließen durch die durstigen Kehlen der Salzburger. Selbst die einschränkende staatliche Brauerei-Verordnung dieser Zeit und ein Felssturz im Gstättenviertel bremsen diesen Erfolgskurs nicht.
Mozart trinkt Stiegl-Bier
1780
Der Brauch der Bierbrauerfamilien, ihre Sprösslinge untereinander zu verheiraten, wird damals auch in der Stieglbrauerei hochgehalten. 1765 heiratet der vermögende Johann Ambros Elixhauser ein. Er ist ein guter Geschäftsmann, dessen Familie im Salzburger Braugeschehen groß mitmischt. Unter seinem Einfluss floriert die Stieglbrauerei.
Auch Wolfgang Amadeus Mozart mundet in dieser Zeit das dunkle, würzige Stiegl-Bier. Im August 1780 schreibt seine Schwester Nannerl in ihr Tagebuch: „… um 3 uhr wir drey zum stieglbreü keglscheiben zu schauen.“ „Ein paar Trunck guten Biers“ sind bei dieser Geselligkeit sicher mit dabei. Um etwa 1808 entstand das Wappen der Stieglbrauerei, welches in seiner heraldischen Darstellung die Symbolik für Zielstrebigkeit und Treue enthält.
Bierschätze: Unter der Festung entsteht
ein Märzenkeller
1820
Kriegserklärungen, Regierungswechsel, Pulverdampf und die Besatzung durch Napoleons Armee bedrängen Salzburg Anfang des 19. Jahrhunderts. Erst als Stadt und Land 1816 zu Österreich kommen, brechen ruhigere Zeiten an. Der Stieglbrauherr modernisiert das Sudhaus und kauft 1820 einen Lagerkeller im Berg unterhalb der Salzburger Festung. Ausgeschenkt wird das Bier im darüber liegenden Garten. Hier entsteht die legendäre Brauwirtschaft „Stieglkeller“, die es an diesem Ort noch heute gibt.
Salzburg hat Durst,
und Stiegl braucht Platz!
1863
Salzburg erwacht gerade aus seinem Dornröschenschlaf, als Josef Schreiner die Brauerei übernimmt. Eine neue Regierung, mehr Wohnmöglichkeiten und der Anschluss an das internationale Eisenbahnnetz sorgen für viele durstige Konsumenten.
Auch die Stieglbrauerei expandiert und zieht aus den engen Gassen der Stadt in den weitläufigen Stadtteil Maxglan. Hier eröffnet Schreiner 1863 einen für die damalige Zeit hochmodernen Betrieb.
Durch diese zukunftsträchtige Entscheidung bleibt Stiegl das Schicksal von sechs anderen Salzburger Traditionsbrauereien erspart. Diese müssen ausgerechnet in jener Zeit des wirtschaftlichen Aufbruchs zusperren. Der alte Braugasthof in der Gstättengasse wird als gut besuchte Gastronomie mit deftiger Kulinarik weitergeführt. Dazu gibt’s jede Menge Bier.
Ein Brand zerstört die neue Brauerei
1875
13 Jahre nach der Eröffnung zerstört ein verheerender Brand das Lebenswerk von Josef Schreiner. Am 29. Dezember 1875 bricht das Feuer in einem schadhaften Kamin der Malzdarre aus.
„Das schönste Brauetablissement Salzburgs wurde gestern binnen weniger Stunden ein Raub der Flammen“, berichtet tags darauf die „Salzburger Zeitung“. Vom Stiegl-Besitzer heißt es, „er blickte mit Tränen in den Augen in die hellauflodernden Flammen“.
Der agile Brauer ist schwer getroffen. Trotzdem beginnt er sofort mit dem Wiederaufbau. Schon wenige Monate später wird wieder gebraut – mit rund 20.000 Hektoliter pro Jahr sogar mehr als vor dem Brand. Josef Schreiner erholt sich aber nicht mehr von diesem Schlag. Er stirbt nach sorgenreichen Jahren am 22. Juli 1880.
Fam. Huemer-Kiener führt
Stiegl zu neuer Größe
1887
Nach dem Tod von Josef Schreiner kümmert sich ein Konsortium mehr schlecht als recht um die Brauerei. Sieben Jahre später hat der Bauer und Getreidehändler Franz Huemer genug von dieser Misswirtschaft. Er übernimmt die Stieglbrauerei und setzt seinen Neffen Heinrich Kiener als Geschäftsführer ein.
Unter neuer Führung schmeckt das Stiegl-Bier den Salzburgern wieder. Und man investiert in die Zukunft: Zwei Dampfmaschinen, ein Sudhaus, ein größerer Lagerkeller, eine automatische Fass- und Flaschenabfüllung und sogar ein eigenes Kleinkraftwerk werden angeschafft.
Die Geburtsstunde des beliebtesten Bieres
in Österreich
1912
Es ist der 10. Dezember 1912, als sich Vertreter der Stieglbrauerei auf den Weg zur “Handels- und Gewerbekammer für das Herzogtum Salzburg“ machen, um den neuen Biernamen „Stiegl-Goldbräu“ in das Markenregister eintragen zu lassen. Der Name ist aufgrund der vielen Auszeichnungen und Goldmedaillen für das “Stiegl-Märzenbier“ entstanden und hat bis heute Bestand.
1912 ist auch das Jahr, in dem die Stieglbrauerei durch die Einführung neuer Technologien und dank der hohen Produktqualität zu Salzburgs führender Privatbrauerei wird. Damals gibt es drei Biersorten – helles Märzenbier, helles Doppelmalzbier (Spezialbier) und dunkles Lagerbier.
Daneben kredenzt man zu jeder Jahreszeit ein eigenes Bockbier – vom Weihnachtsbock über den Oster- und Maibock bis zum Pfingstbock. Zu gegebenem Anlass sogar einen Festbock.
Bis 1914:
Die prächtigen Bierjahre
1914
Es sind bierselige Zeiten vor dem ersten Weltkrieg. 1910 sind in der Stadt nicht weniger als 174 Gastronomiebetriebe registriert. Der Pro-Kopf-Verbrauch pendelt sich zwischen 1893 und 1914 auf über 200 Liter ein. Damit hat Salzburg anderen Städten einiges voraus, denn der österreichische Durchschnitt liegt bei rund 100 Litern.
Folglich erreicht auch die Bierproduktion in den letzten Friedensjahren gigantische Ausmaße: Allein die Stieglbrauerei erzeugt 1914 einen Rekordwert von 130.000 Hektolitern Bier.
Bis 1945:
Zwei Weltkriege hinterlassen ihre Spuren
1945
Die Kriegsjahre bringen auch für Stiegl starke Einbrüche. Erst in den 20er Jahren erholt sich der Betrieb wieder. 1924 ist schon jedes zweite in Salzburg getrunkene Bier ein Stiegl.
Durch den Krieg geht es mit der Produktion in der Firma mangels guter Rohstoffe allerdings auch mit der Qualität steil bergab. 1944/45 stellt die Brauerfamilie Kiener nur mehr 40.000 Hektoliter eines dünnen Gebräus her. Beschlagnahmungen und Bombenangriffe setzen der Brauerei stark zu.
Ab 1945:
Ami-Bier und Coca-Cola
1945
67.000 Liter eines 2,5-grädigen Dünnbiers: Mehr kann Stiegl wegen der schlechten Versorgungslage den Salzburgerinnen und Salzburgern im ersten Friedensjahr nicht bieten. Erst zwei Jahre später braut man dank besserer Rohstoffe wieder ein halbwegs ordentliches Bier.
Den amerikanischen Soldaten in Salzburg geht es da schon besser. Da ihnen genügend Rohstoffe aus den USA zur Verfügung stehen, können sie sich mit einem „hochgrädigen“ Bier zuprosten. „Brewed and bottled at the Stieglbrauerei“ steht auf den Etiketten und Bierdeckeln zu lesen. Die Unterzeichnung des Staatsvertrages 1955 besiegelt schließlich das Ende des „Ami-Biers“.
Kurze Zeit vor dem Tod des „Bierpatriarchen“ Heinrich Kiener I im Jahr 1950 gibt es wieder Vollbier mit 12° Stammwürze und sogar Spezialbier mit 14°. Unter Heinrich Kiener II geht die Brauerei auf Erfolgskurs. Zwischen 1950 und 1960 legt Stiegl beim Bierausstoß um 100.000 Hektoliter zu.
1954 bringt Heinrich Kiener II mit der Gründung der „Salzburger Getränkeindustrie“ Coca-Cola nach Salzburg. Bereits im ersten Jahr produziert und verkauft die Gesellschaft 100.000 Kisten der koffeinhaltigen Limonade.
Ab 1990: Am Weg zu Österreichs
führender Privatbrauerei
1990
1990 verstirbt der 80-jährige Heinrich Kiener nach 51 Jahren Tätigkeit in der Brauerei. Mit Dr. Heinrich Dieter Kiener übernimmt wiederum ein Mitglied der Familie das traditionsreiche Unternehmen. Auch seine Frau, Mag. Alessandra Kiener, ist im Unternehmen tätig.
Dr. Kiener bringt frischen Wind und neue Ideen in die Brauerei. Bereits ab 1991 lässt er den Gär- und Lagerkeller erweitern und 1995 eröffnet er die Stiegl-Brauwelt, Europas größte Bierausstellung und Veranstaltungsort viel beachteter Konzerte, Theater- und Kabarettaufführungen. Eine neue Verladehalle und eine Anlage zur Wärmerückgewinnung entstehen. 2004 baut Stiegl die Gleisanlagen aus. Damit können jetzt noch mehr Rohstoffe und Bier mit der umweltfreundlichen Stiegl-Bahn transportiert werden.
Zur Privatbrauerei gesellt sich 1992 unter der Leitung von Dr. Kiener das Stiegl-Vertriebsunternehmen GSG, die Getränke & Service Gesellschaft, mit mehreren Niederlassungen.
Im Bild: 1. Stiegl-Braukunstedition
Braukunst auf höchster Stufe
2005
2005 steht in Salzburg die Eröffnung des modernsten Sudhauses Europas an: Im 18 Tonnen schweren Kessel der Anlage braut Stiegl in traditioneller Weise streng nach dem Reinheitsgebot von 1516. Auch im neuen Sudhaus bleibt das Brauen Handarbeit. Aus erlesenen Zutaten und 12° Stammwürze entsteht „Braukunst auf höchster Stufe“.
Im Bild: Das modernste Sudhaus Europas 2005.
Eine weltweit einzigartige Mälzerei
entsteht
2013
Das Stiegl-Gut Wildshut ist das 1. Biergut Österreichs. Hier leben wir den Kreislauf „vom Boden ins Glas“ und alle Schritte des Bierbrauens werden in die eigenen Hände genommen. Eine wichtige Rolle spielt bei Stiegl seit jeher die eigene Landwirtschaft. Mit dem Stiegl-Gut Wildshut an der Oberösterreichischen Grenze hat die Stieglbrauerei ihre eigene Bio-Landwirtschaft und baut dort unter anderem Urgetreide wie Dinkel, Schwarzer Hafer oder Emmer an.
Gleich vor Ort werden in einer weltweit einzigartigen Kombination aus Mälzerei und Rösterei Spezialmalze erzeugt, welche schließlich in den hauseigenen Bierspezialitäten – wie dem Wildshut Sortenspiel oder in den Hausbieren – Verwendung finden.
Details unter: www.biergut.at
Und: Die Welt des Genusses im
Verkostungskeller
Aus Leidenschaft und mit großer Handwerkskunst entsteht unter Dr. Heinrich Dieter Kiener über die Jahre eine große Sortenvielfalt. Neben den bekannten, über das ganze Jahr hinweg erhältlichen Stiegl-Bieren werden auch Spezialitäten wie das Hausbier und die Jahrgangsbiere gebraut. Um diese einem größeren Publikum zugänglich zu machen, entsteht der Verkostungskeller in der Stiegl-Brauwelt.
Hier ist es seit Mai 2013 möglich, im epochal passenden Rahmen, Bierspezialitäten der ganzen Welt zu verkosten. Unmittelbar angrenzend an diesen Verkostungsraum in der Brauwelt befindet sich ein anschaulicher Fassreifekeller für hauseigene Bier-Besonderheiten. Die hohe Kunst des Bierbrauens bildet somit eine Einheit mit dem anschließenden Genuss. Details unter: brauwelt.at
525 Jahre
Salzburger Biergeschichte
2017
525 Jahre Stiegl-Bier – das ist wahrlich ein guter Grund, die Krüge zu heben. Und so haben die Brauerei-Eigentümer Heinrich Dieter und Alessandra Kiener 2017 gleich ein ganzes Jubiläumswochenende ausgerufen. Eröffnet wird die Feierlichkeit mit einem prächtigen Festzug durch die Salzburger Altstadt bis nach Maxglan in die Stieglbrauerei. Ein solch historisches Datum ist für die Braufamilie ein wichtiger Anlass, um auf Gemeinsames anzustoßen, auf eine imposante Stiegl-Geschichte und auf das, was noch kommt. So viel Zeit muss sein.
Stiegl erleben
Auf den Genuss gekommen?
Besuchen Sie doch unser Museum in der
Stiegl Brauwelt und erleben Sie die
Geschichte hautnah!