Das Stiegl-Gut Wildshut ist eine Ideenschmiede rund um ökologisches, zukunftsorientiertes Wirtschaften. Hier widmet man sich auch den Herausforderungen, die der Klimawandel für die Landwirtschaft mit sich bringt und hat dafür bereits mehrere Projekte in Kooperation mit der HBLA Ursprung umgesetzt. Kürzlich wurde ein neues Projekt gestartet, das für nachhaltige Rohstoff-Gewinnung und für Bodenverbesserung sorgen und dabei gleichzeitig die Artenvielfalt fördern soll.
Auf Österreichs erstem Biergut, dem Stiegl-Gut Wildshut, werden laufend Projekte rund um die Themen Bodengesundheit, Artenvielfalt und Kreislaufwirtschaft umgesetzt. Dabei wird mit langjährigen Kooperationspartnern zusammengearbeitet. So wurden in den Jahren 2021 und 2023 – gemeinsam mit der HBLA Ursprung – im Braugerstenacker Hecken gepflanzt bzw. Kleinhabitate geschaffen, um Wachstum und Ertrag am Acker sowie Artenvielfalt zu fördern. Vor kurzem startete ein weiteres Agroforst-Projekt. 21 HBLA-Schüler:innen haben im Rahmen einer groß angelegten Setzaktion rund 4.000 selbst gesammelte Weidenstecklinge neu gepflanzt. Als Standort wurde ein sogenannter „nasser Fleck“ mitten in den Ackerflächen gewählt. Diese Fläche ist aufgrund der Staunässe im Boden schwer zu bearbeiten und daher nur bedingt für die Landwirtschaft nutzbar. „In Wildshut leben wir die Kreislaufwirtschaft. Von den Weidenpflanzungen erhoffen wir uns mehrere positive Effekte für die Zukunft. Langfristiges Ziel ist es, dadurch Hackschnitzel als Rohstoff zur Energiegewinnung bzw. für die Kompostierung am Stiegl-Gut zu erzeugen. Zudem sollen die Weiden dem Boden Wasser entziehen und damit die Bodenqualität im angrenzenden Acker verbessern. Weiters soll die Rinde der Weiden dann auch für Forschungszwecke zur Gülleverbesserung eingesetzt werden“, erklärt dazu Stiegl-Nachhaltigkeitsbeauftragte DI Victoria Seidl.
Biodiversität gestärkt: Mehr Vielfalt, mehr Leben
Die Maßnahme bringt ökologischen sowie ökonomischen Mehrfachnutzen für Natur und Landwirtschaft, denn bei erfolgreichem Verlauf erwartet man vor allem auch für die Biodiversität positive Auswirkungen: „Weiden sind ein Paradies für die Artenvielfalt – vor allem die regional autochthonen Arten, die wir hier gesetzt haben. Sie verfügen über eine rund zehnfach höhere Wirkung für die Biodiversität als zum Beispiel die Kanadapappel, die sonst gerne für die Energiegewinnung gepflanzt wird “, erklärt dazu Biologe Dr. Konrad Steiner von der HBLA Ursprung, und ergänzt: „Bei den Weiden beginnt die Blütezeit sehr früh im Jahr, sie sind daher wichtige Pollen- und Nektarquellen und davon profitieren neben Wildbienen und Käfern in Folge auch zahlreiche heimische Vogelarten.“ Im Rahmen des Projekttages haben die Schüler:innen zusätzlich auch Steine von der Ackerfläche gesammelt, um daraus sogenannte „Lesesteinhaufen“ zu bilden, die als Habitate für Reptilien dienen und damit ebenfalls die Artenvielfalt fördern.
Wissenschaftliche Projekt-Dokumentation
Weiden zählen zu den ältesten Kulturpflanzen und werden seit Jahrtausenden vom Menschen vielseitig genutzt. Die rund 30 heimischen Weidenarten kommen in unterschiedlichsten Wuchsformen vor – von über 25 Meter hohen Bäumen bis zu bodennahen Sträuchern. Diese Pioniergehölze sind an dynamische Lebensräume angepasst und haben eine große ökologische Bedeutung. Aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften, ein stark verzweigtes und weitreichendes Wurzelgeflecht zu bilden und staunasse Standorte besiedeln zu können, wurde diese Pflanzenart speziell für dieses Projekt ausgewählt.
Um die Entwicklung dieses neu angelegten Agroforst-Systems rückverfolgen zu können, wird das gesamte Projekt von Beginn an von Schüler:innen mit Bildmaterial sowie GPS-Daten dokumentiert. Daran beteiligt sind auch die beiden HBLA-Schüler:innen Eva Stangl und Kathrin Rieder, die im Rahmen ihrer vorwissenschaftlichen Diplomarbeiten für die schriftliche Dokumentation sorgen. Auch der weitere Projektverlauf, also die langfristige Entwicklung sowie der tatsächliche Nutzen wird Thema weiterer Diplomarbeiten sein.